Es war die erwartet spannende Begegnung, die sich am Freitagabend einer vollen Sporthalle am Ascaneum bot. Dabei gehörte die erste Hälfte eher dem VfL Stade, während die Tigers im dritten Viertel Alarm machten und das Spiel drehten. Am Ende war es auch etwas Glück, dass den Ball in die Krallen der Hausherren brachte. Gepusht vom Publikum ließen sie sich die 79:78-Führung allerdings nicht mehr nehmen und holten sich so den ersten Sieg in der „Best-of-Three“-Serie. Ausruhen dürfen sich die Ascherslebener Basketballer dennoch nicht. Am Samstag heißt es kurz durchatmen, die Krallen wieder schärfen und sich auf Sonntag konzentrieren. In Stade folgt das zweite Spiel und die Halle dürfte ähnlich brennen, denn sie wollen selbstverständlich den Ausgleich und ein Wiedersehen in Aschersleben erzwingen.
Konzentriert und fast mit zu viel Respekt gingen beide Teams in diese erste Playoffs-Partie. Mit einem Fehlpass von Stade, den Udun Osakue zugleich in die ersten Punkte verwandelte, begann es nur vermeintlich holprig für die Gäste. Sie übernahmen alsbald die Führung. Mit teils wilden Aktionen hielt sich allerdings der VfL Stade weitestgehend in Vorhand. Nachdem Fabien Kondo sie weiter in Entfernung brachte (6:10, 5. Minute), drehten Osakue und vollends Patrick Lyons mit Dreier das Spiel wieder für die Tigers (11:10, 6. Minute). Doch lange von Bestand blieb es nicht, dafür sorgte Marvin Boadu (13:18, 9. Minute). Es lag, wie bereits so oft in dieser Saison, an den Routiniers Davor Barovic und Sebastian Harke den Abstand zu minimieren und die, für das erste Viertel finalen, 16:18 auf die Anzeigetafel zu zaubern.
Von der Kulisse beflügelt, drehte Harke weiter auf und verwandelte zugleich die folgenden 8 Punkte, jeweils aus der Ferne des Feldes (27:24, 14. Minute). Doch von dort überzeugte gleichsam, während sich die Tigers an der Zone der Gegner ihre Krallen ausrisse. In Folge hielt Stade die Führung, doch allzu groß werden ließen die Ascherslebener diese nicht. So führten Lyons und Osakue, der aufgrund seines frühen dritten Fouls eine Pause vom Spielgeschehen nehmen musste, die Tigers weiter an und errungen den 41:41 Ausgleich zur Halbzeit.
Setzte sich Stade nach dem Seitenwechsel noch einmal kurz ab (41:45, 2. Minute), griffen die Tigers nun an. Vor allem Leo Alban fand jetzt sein Wurfhändchen, sodass die Führung wieder in Tigerpfoten lag (55:49, 27. Minute). Nachdem sich die Gegner jeweils einen Dreier einschenkten, wurde es zum Ende mit Ballverlusten und –gewinnen auf beiden Seiten wild. Diese fanden allerdings schwer durch die Reuse. Mit 60:52 gingen die Tigers mit kleiner Führung in die entscheidende Phase.
Und die begann ganz für die Gäste, die erneut ihre Stärke von der Drei-Punkte-Linie ausspielten (62:60, 33. Minute). Nachdem Tigers-Trainer Thorsten Weinhold sein Team zur Besinnung rief, zogen diese mit einem 7:0-Lauf wieder davon. Doch dank der schwer zu stoppenden Guards Nil Angelats Regincos und Frances Iturria Salvador verkürzten die Norddeutschen immer mehr. Mit einem guten Passspiel und erfolgreichen Abschluss von der Dreier-Linie durch Robert Heise holte der VfL Stade in Folge den Ausgleich (75:75, 38. Minute). Auch eine erneute Auszeit von Weinhold verhinderte nicht den weiteren Wurf aus dem Feld durch den gegnerischen Forward (75:78, 39. Minute). Die letzten Sekunden konnten kaum spannender sein. Osakue schloss nach Korbleger auf einen Punkt an (77:78). Im letzten Angriff für die Stader schnappten sie sich ihren Rebound und somit wichtige weitere Angriffszeit. Mit Glück gewannen die Ascherslebener, nach Übertritt an der Seitenlinie durch die Gäste, den Ball und ihren letzten Angriff zurück. Ein Foul an Osakue brachte den Topscorer der Partie an die Freiwurflinie, wo er Nervenstärke bewies und beide Versuche versenkte (79:78). Die letzten drei Sekunden, die im Basketballsport eine Ewigkeit sein können, lagen wieder in Hand des VfL. Nach Auszeit von Stades Coach Joan Rallo Fernandez wäre also noch einmal alles möglich gewesen. Ein Dreierversuch wurde allerdings mit gleich zwei springenden Tigern abgewehrt. Nach Ertönen der Shot Clock gab es beim Team und den Fans kein Halten mehr. Mit 79:78 konnte ein Sieg in letzter Sekunde gemeinsam mit den Fans gefeiert werden.
Doch so schön dieser Sieg ist, der Fokus muss wieder gerichtet und die Konzentration wiedergefunden werden. Bereits morgen müssen die Aschersleben Tigers die Reise nach Stade antreten. Die Halle dürfte ähnlich heiß auf die Playoffs sein und der Gegner ist, wie erwartet, stark. So hieß es am Samstag noch einmal Fehler beheben, regenerieren und ein gemeinsames Essen durfte natürlich auch nicht fehlen. „Ich denke wir sind morgen gut aufgestellt und es wird hoffentlich ein weiteres gutes Spiel. Vielen Dank an den Grauen Hof, dass sie uns das Mittagessen organisiert haben. Es ist mir wichtig, dass das Team vor dem morgigen Spiel auch was Gutes im Magen haben.“, resümiert Trainer Weinhold den samstäglichen Vormittag. Ohne Heimvorteil und müde von dem Kampf, wird es also eine Einstellungssache. Die Euphorie muss zurückgenommen werden, denn das einzig sichere in der Begegnung ist, dass der Finaleinzug noch lange nicht sicher ist. Vielmehr dürfte es wieder ein Kampf um jeden Punkt und somit ein Tanz auf dem Vulkan werden. Der VfL Stade wird auf jeden Fall alles für den Ausgleich tun und hat auch das Potential dazu.
Stimmen zum Spiel:
Thorsten Weinhold, Trainer der Aschersleben Tigers BC: „Es war für mich das erwartet schwere Spiel. Es war definitiv Playoffs-Basketball zweier starker Teams. Wir haben es wieder einmal geschafft, dass zwei der gefährlichsten Waffen – Kondo und Boadu – aus dem Spiel genommen wurden. Wie es aber in einem solch guten Team, wie Stade es ist, normal ist, hatten sie eben andere Waffen parat. Hier war es insbesondere Salvador, der ein wahnsinnig weiches Händchen hatte und schwierige Würfe traf. Nichtsdestotrotz funktionierte die Verteidigung mit zunehmender Spieldauer immer besser. Im zweiten Viertel brachte uns Harke mit einer Reihe von Distanzwürfen wieder ins Spiel. Wieder einmal schien der Plan gut aufzugehen, weil wir uns absetzen konnten. Den Sack haben wir nicht zugemacht, weshalb es letztendlich in einem Herzschlagfinale mündete. Wir hatten dann das glücklichere und nicht unverdient bessere Ende.“
Joan Rallo Fernandez, Trainer des VfL Stade: „Glückwunsch an Aschersleben und die Fans. Die Atmosphäre war sehr gut. Ich hatte das Gefühl als das Spiel zu Ende war, haben sie schon den Einzug ins Finale gefeiert. Das ist nicht so, wir werden uns nächsten Freitag wiedersehen, da bin ich mir zu hundert Prozent sicher. Es war ein emotionales Spiel. Ich denke ein Spieler wie Harke brachte in die erste Hälfte viel Erfahrung mit in die Situation. Wir waren im ersten Viertel besser, die drei Dreier von Harke taten weh. Im dritten Viertel setzte sich Aschersleben ab, wir waren aber am Ende wieder da. Ich bin stolz auf meine Spieler.“
Stats
Für die Aschersleben Tigers BC spielten: Osakue 25 Punkte / 9 Rebounds, Harke 13, Barovic 11 / 5, Lyons 11, Alban 10, Stikuts 5, Blaser 2, Kwilu 2, Coles, von Hain
Für den VfL Stade spielten: Salvador 25 Punkte, Heise 20 / 7 Rebounds, Regincos 10 / 8, Kondo 9 / 5, Boadu 7 / 8, Kuhnt 3, Bodea 2, Mandt 2, Rosenstein 6 Rebounds