Es schien als wollten die Aschersleben Tigers ihr Heimrecht voll ausnutzen, denn in Stade bot sich  eine gebrauchte Partie für die Gäste. Auf der Gegenseite wollte der VfL Stade dem Versprechen ihres Coaches Joan Rallo Fernandez nachkommen, dass es zu einem Wiedersehen in Sachsen-Anhalt käme. Nach einem furiosen Start der Norddeutschen konnten die Tigers dem Rückstand nur noch hinterherlaufen und Schadensbegrenzung betreiben, in dessen Folge die zweite Halbzeit gar an sie ging. Dennoch mussten sie eine schmerzliche 85:70-Auswärtsniederlage verkraften, weshalb es zu einer dritten Partie und dem Do-Or-Die-Spiel in der Sporthalle am Ascaneum kommen wird.

Mit einem 11:0-Lauf und insgesamt 8 von 9 Dreiern im ersten Viertel, ließen die Mannen von Coach Joan Rallo Fernandez seiner Ankündigung, dass das Finale für Aschersleben nicht sicher ist, deutliche Taten folgen. Nachdem Aivars Stikuts und Udun Osakue dem Lauf nur kurz Einhalt geboten (13:4, 5. Minute) ging der starke Korbregen der Norddeutschen weiter. Diesmal konnte zwar Sebastian Harke einen Korbleger hinzufügen, sein Team aber nicht aufwecken. So endeten die ersten zehn Minuten mit 30:12.

Das Glück, was die Tigers noch am Freitag besaßen, hatten nun die Hausherren aus dem Feld inne, denn deren hochprozentigen Dreier hielten an. Hinzu kam unter dem Jubel der Stader Halle ein krachender Dunk von Clemens Mandt (39:17, 13. Minute). Auf Seiten der Tigers wachten diese langsam auf, kamen ins Spiel und bissen sich aber weiter an der Verteidigung ihrer Gegner die Zähne aus. So fügten sie in der zweiten Viertelhälfte den Großteil ihrer Punkte von der Freiwurflinie hinzu. Mit weiterhin deutlichen 52:27 gingen die Mannschaften in die Halbzeitpause.

Frischer und intensiver in der Verteidigung starteten die Gäste in die neuen Minuten, die Harke aus der Mitteldistanz eröffnete (52:29, 21. Minute). Vor allem Osakue setzte immer wieder Zeichen für die Aschersleben Tigers und hielt sie stets zwanzig Punkte am Gegner dran. Doch vor allem im Rebounding blieben die Sachsen-Anhaltiner über die gesamte Partie in der Hinterhand und legten in dieser Phase ebenso wenig nach. Dafür fielen endlich einmal die Drei-Punkte-Würfe, mit dem Osakue das dritte Viertel zugleich abschloss (67:47). 

Zwar trafen die spanischen Guards, allem voran Nil Angelats Regincos, weiterhin gekonnt, aber vor allem Osakue fand weiterhin Wege zu guten Abschlüssen. Nach einem Steal mit anschließendem Fastbreak vom amerikanischen Forward konnte der Abstand gar weiter verkürzt werden (77:65, 38. Minute). Doch der VfL Stade spielte souverän weiter und ließen sich wenig von einem weiteren Ballverlust, den Leo Alban in drei weitere Punkte für die Ascherslebener umwandelte, beirren. Mit dem 85:70-Endstand glichen sie die Halbfinal-Runde aus.

Intensive Fehler-Analyse für die Tigers

Folglich wird es zum finalen Do-Or-Die-Spiel am kommenden Freitag, den 08.04.2022 um 19.30 Uhr, in der Sporthalle am Ascaneum kommen. Das Team von Trainer Thorsten Weinhold wird in dieser Woche wohl einiges zu besprechen haben. Denn nicht nur ihre zahnlose Arbeit gegen die Stader Verteidigung, sondern ebenso das spärlich gesäte Trefferglück dürfte auf dem Programm stehen. Vor allem auf das spanische Guard-Duo Nil Angelats Regincos und Frances Iturria Salvador, dass an diesem Nachmittag ihre Wurfqualitäten mehr als bewies, fanden die Tigers auch im zweiten Spiel keine Antworten. 

“Die Analyse, die direkt nach dem Spiel begann, werden wir genauestens fortführen. Wir schauen wo wir im Angriff noch bessere Optionen herausspielen und die Stader Offensive noch mehr einschränken können. Das wird eine harte und intensive Trainingswoche.”, ließ Trainer Thorsten Weinhold bereits verlautbaren. Die Eingangs der Halbfinalserie angesprochenen Ähnlichkeiten der Mannschaften triften in der Vorbereitung auf die finale Begegnung auseinander, denn für die Stader steht vor allem die Arbeit am eigenen Spiel im Vordergrund. Doch das im letzten Moment erworbene Heimrecht der Ascherslebener könnte zu einem Faktor werden. Das unterstreicht auch Stades Coach Fernandez:”In Aschersleben ist die Stimmung sehr gut mit vielen tollen Leuten. Auch nach dem Spiel hatten wir wirklich nette Gespräche. Glückwunsch dafür.” Dass der zweite Platz nicht umsonst erkämpft wurde, dafür soll im finalen Halbfinal-Spiel der Playoffs also erneut der Tigerkäfig sorgen und zu lautem Tigergebrüll verhelfen.

Stimmen zum Spiel

Joan Rallo Fernandez, Trainer des VfL Stade: “Es war tough und es war ein wichtiges Spiel. Wir hatten für die Vorbereitung keine Zeit, um zu viel über die Niederlage nachzudenken. Das ist das Gute an den Playoffs. Am Samstagvormittag musste schon an das nächste Spiel gedacht werden. Ich denke wir haben im ersten Viertel gute Defense gespielt und den besten Moment des Spiels gehabt. Im letzten Viertel haben wir gut gegen die Zonenverteidigung gearbeitet. Wir haben nicht die beste Spannung bis zum Ende gehalten. Wir haben aber viel gekämpft.”

Thorsten Weinhold, Trainer der Aschersleben Tigers BC: “Wir haben in den ersten Minuten nicht nur, nicht gut in das Spiel gefunden, sondern auch nicht das gemacht, was wir machen wollten. Parallel dazu hat Stade in den ersten Minuten mit einer nahezu hundertprozentigen Trefferquote überdurchschnittlich stark agiert. Nachdem wir im zweiten Viertel in das Spiel gefunden hatten, haben wir verteidigungstechnisch etwas umgestellt und variiert. Das hat nicht nur dazu geführt, dass wir das dritte und vierte Viertel gewinnen konnten sondern phasenweise auf 12 Punkte herankamen. Bedauerlich war, dass sich gleich mehrere Spieler einen extrem schlechten Tag bei ihrer Trefferquote ausgesucht hatten, was auch über bessere Verteidigung nicht mehr zu kompensieren war. Es fehlte zudem, der im ersten Spiel sehr starke, Davor Barovic an vielen Ecken. Es ist keine Überraschung gegen ein Team wie Stade zu verlieren, aber mit besseren Treffern wäre es nicht notwendig gewesen.“

Stats

Für den VfL Stade spielten: Regincos 20 Punkte, Salvador 17, Heise 15 / 7 Rebounds, Bodea 12, Kondo 9 / 12, Mandt 7, Rosenstein 5 / 8, Kuhnt

Für die Aschersleben Tigers BC spielten: Osakue 38 Punkte / 6 Rebounds, Stikuts 9 / 5, Alban 7, Harke 7, Blaser 3, Coles 3, Lyons 3, Kwilu, von Hain