Die Aschersleben Tigers mussten vergangenen Samstag zum großen Favoriten nach Wolmirstedt reisen. Im Sachsen-Anhalt Derby hätte die Ausgangssituation für die Gäste jedoch nicht schlechter sein können.

Die jungen Wilden hatten sich bereits die gesamte Woche im Training ausschließlich auf den Spielstil der Magdeburger vorbereitet. Gerade die Big Men und Pick and Role zur Mitte hatte Coach Schäfer als Schwachstelle ausgemacht und diese gemeinsam mit seiner Mannschaft beseitigt.

Gesagt, getan. Der Plan sollte in der Offensive zunächst gut funktionieren, vor allem Roland Winterstein erarbeitete immer wieder gute Würfe gegen seinen Verteidiger und hielt die Tigers auf Erfolgskurs. Die aggressive Defensive gegen den Spielmacher der Gastgeber kostete zwar ab und an einfache Körbe, sorgte aber dafür, dass der vielleicht beste deutsche Point Guard der Liga, Garrett Jefferson, nicht zu lange auf dem Feld blieb. Als das erste Viertel mit 19:24 für die Tigers endete, war die Stimmung hitzig. Mit so einem gut eingestellten Abstiegskandidaten hatte man in Wolmirstedt anscheinend nicht gerechnet.

„In der Partie haben wir uns vor allem auf Philipp Lieser konzentriert und ihn pausenlos nervlich attackiert“, meinte Kapitän Boyan Tenev. So kam es, dass der Aufbauspieler zu Beginn des zweiten Viertels eine Pause brauchte und die Tigers sofort das Ruder übernehmen und ihre Führung auf 19:30 ausbauen konnten. Die Partie wurde daraufhin noch hitziger und es gab einige technische Fouls zu vergeben. Dann kam auf einmal Spielmacher Lieser zurück in die Partie und Lukas Kazlauskas brauchte auf Seiten der Gäste eine Pause. Die Baskets waren demnach schnell mit 35:37 wieder heran, jedoch konnten die Tigers sich nach einem Timeout kurz vor der Halbzeit mit einem Dreier von Boyan Tenev mit 39:49 in die Pause retten.

Zu gern hätten die Ascherslebener die bisher angewendete Taktik weiter wie bisher umgesetzt, doch Wolmirstedt stellte sich nach der Halbzeit besser auf das Doppeln an den Blöcken ein und fand immer wieder einfache Lösungen. Schritt für Schritt kam der große Favorit näher heran, bis schließlich zwei Minuten vor Ende des dritten Viertels das Spiel mit 61:61 ausgeglichen war. Dieses Mal war es der Amerikaner Kendal Williams, der die Tigers mit Einzelaktionen im Spiel hielt. Bis zum Viertelende konnten sich die Tigers erneut hauchdünn absetzen (65:67).

Im letzten Viertel stellten die Gäste dann ihre Verteidigungsform um. Wolmirstedt gab in dieser Phase zu viele Punkte ab und so waren es fünf Minuten vor Ende neun Punkte Vorsprung für die Ascherslebener. Daraufhin verlor kurzzeitig Tigers-Trainer Schäfer seine Nerven und kassierte sein zweites technisches Foul und durfte nicht mehr an der Seitenlinie stehen. Kapitän Boyan Tenev übernahm nach kurzen Instruktionen. „Natürlich sollte man in solchen Phasen ruhig bleiben, aber wir brauchten dringend Pfiffe. Die haben wir nicht bekommen und das hat mich immens gestört. Ich wusste, wenn ich nichts unternehme, gleitet uns das Spiel aus den Händen”, so sein Statement nach der Partie. Die entstandene Unruhe nutzten die Tigers, um sich zu sammeln und letztendlich, auch ohne Trainer, einen überraschenden Derbysieg einzufahren. Mit einem verdienten 85:91 sicherten sich die Aschersleben Tigers damit auch einen Spieltag vor dem Ende der Saison den Klassenerhalt.

Somit können die jungen Wilden beim letzten Heimspiel der Saison völlig ohne Leistungsdruck ein letztes Mal auf das Spielfeld treten.