Jede Medaille hat zwei Seiten – die BBC Rendsburg Twisters können hiervon wahrlich ein Lied singen. Während die Fahrten zu ihren Auswärtspartien zumeist eine halbe Tagesreise weit sind, profitieren sie zu Hause von der langen Anfahrt ihrer Gäste. Nun müssen die personalgeschwächten Aschersleben Tigers den beschwerlichen Weg von über vier Stunden in den hohen Norden antreten und kommen zugleich mit dem Zugzwang der Wiedergutmachung, um sich im Kampf um die Playoffs zu halten.

Und dies dürfte keine leichte Aufgabe für die sachsen-anhaltinischen Gäste werden. Denn die führenden Köpfe Udun Osakue und Patrick Lyons werden voraussichtlich weiterhin pausieren müssen. Damit werden vermutlich, wie in den vorherigen Begegnungen, nicht nur Führungsqualitäten, sondern ebenso die Übersicht über die Partie fehlen. Neben dieser Gefahr müssen sie möglichst schnell die Müdigkeit aus der langen Anfahrt herauskriegen. Dass das ein echter Nachteil sein kann, zeigten die Twisters in der Hinrundenbegegnung beispielhaft. Denn während sie noch nicht ganz wach von der Fahrt schienen, sicherten sich die Tigers den Sieg bereits nach einem 18:2-Lauf zu Beginn. Danach durfte das Ballhaus Aschersleben ein ausgeglichenes Spiel auf Augenhöhe und einen 81:53-Sieg der Tigers verfolgen.

In Schleswig-Holstein verwandelt sich das nun allerdings zu eben ihrem Vorteil. Denn Rendsburg ist eine Festung – lediglich eine der acht Niederlagen mussten sie zu Saisonbeginn in eigener Halle hinnehmen. Und die hätte mit 83:84 gegen die TSV Neustadt temps Shooters kaum knapper sein können. Das ist allerdings nicht nur der Lage geschuldet, sondern vor allem den Qualitäten des Kaders. Dessen ist sich Tigers-Trainer Thorsten Weinhold bewusst: „Coach Bjarne Homfeld verfügt stets über eine gut eingestellte Truppe, wie auch über einige sehr gute Einzelkönner.“ Mit diesen Einzelkönnern wird vor allem auf den Schweden Andree Michelsson (20.2 Punkte, 3.1 Rebounds / Partie), US-Amerikaner Devaughn Malik Mallory (18.6 Punkte, 9.9 Rebounds / Partie) und Routinier Henning Rixen (17.3 Punkte, 8.3 Rebounds / Partie) abgestellt, die regelmäßig zweistellig treffen. Damit hat das Trio, dass insgesamt unter den Top-Ten der stärksten Werfer der 1. Regionalliga Nord wiederzufinden ist, erheblichen Anteil an den, in vielen Bereichen, oben anzutreffendem Team. Denn während sie die meisten Assists verteilen, sind sie in vielen Bereichen auf Platz zwei im Ligavergleich wiederzufinden – ob im Rebounding, der 2er- wie auch Freiwurfquote oder den Punkten.

Das Potential, die dezimierten und von der Anfahrt ermüdeten Tigers durchzuwirbeln, besitzen die BBC Rendsburg Twisters folglich allemal. Hinzu kommen die Personalprobleme, über die sich Weinhold auch besorgt zeigt: „Für uns ist vor allem wichtig, dass die eigene Personalmisere gelindert werden kann.“ In Verbindung mit den eingangs erwähnten Standortvorteilen braut sich also ein Sturm für die Raubkatzen auf, die sie in gegnerischer Halle empfangen wird. Ob es den Tigers gelingt, allen Umständen zum Trotz, zu bestehen oder in der Festung der Twisters durchgewirbelt zu werden, wird sich zum Anpfiff am Samstag, den 22.01.2022 um 19.15 Uhr, zeigen.